TECHO- die Dritte

Ich habe schon vor einiger Zeit versprochen ein bisschen genauer auf meine Arbeit einzugehen. Bis jetzt ist mir das schwer gefallen, da sich mein Aufgabenfeld ständig ändert und man mich ein bisschen als Mädchen für alles bezeichnen könnte. Doch nach fast vier Monaten denke ich, dass ich einen relativ guten Überblick über die Arbeit und Arbeitsweisen von Techo besitze. Also jetzt nochmal alles von Beginn an.

Ich glaube alle wissen, dass ich zu Beginn kaum, oder seien wir mal ehrlich, kein Spanisch gesprochen habe. So wurde mir erklärt, du musst erstmal Spanisch lernen und alles kennenlernen.
Aber am Anfang wurde mir auch nicht viel gezeigt. „Nimm sie mit! Nein, die versteht doch eh nichts.“
Mit der Zeit wurde es jedoch immer besser.

Wirklich den ganzen Tag habe ich jedoch bis jetzt immer noch nichts zu tun. Die Arbeit kommt immer phasenweise, da eben immer an anderen Dingen gearbeitet wird. Dabei gibt es dann aber eben auch oft Freilauf.

Wie Techo funktioniert:
Bei uns im Büro arbeiten fünf Leute. Ich weiss nicht, ob ich das schon erwähnt habe. Karina und Paulina sind so etwas wie Sozialarbeiterinnen. Pauli ist für die Voluntarios zuständig, Karina für die Menschen im Campamento. Daniel, mein Chef, und Franco sind Architekten und Julieta ist Geschichtslehrerin.

Ein Merkmal mal von Techo ist, dass alle Mitarbeiter sehr jung sind und die meiste oder jedenfalls sehr viel Arbeit auf die Voluntarios uebertragen wird. Das fuehrt jedoch oft zu Problemen da sie sich eben als Voluntarios verstehen. Sie arbeiten freiwillig. Niemand kann ihnen vorwerfen wenn sie mal keine Zeit haben.

Es gibt verschiedene Bereiche in denen Techo Chile arbeitet. Zum einen bauen sie Viviendas Progressiva. Das sind Haussiedlungen, in welche die Menschen aus dem Campamento ziehen sollen. Momentan wird beispielsweise so ein Wohnblock für ca 120 Familien gebaut. Dazu sollte ich vielleicht einmal erklären, was ein Campamento genau ist. Das habe ich, glaube ich, noch nicht getan.
Ein Campamento ist ein Ort, der vom Staat bereit gestellt wird, wo Menschen die kaum Geld haben sich ein Haus bauen können. Gegen sehr wenig Geld wird ihnen dann Strom und Wasser bereit gestellt.
Techo arbeitet mit diesen Campamentos, den Menschen und der Regierung zusammen. In jedem Campamento gibt es ein oder mehrere Komitees, welche sich aus einem Präsidenten, einer Secretaria und noch mehr Menschen zusammensetzen. Diese Komitees vertreten das Campamento. Für jedes Komitee gibt es auch bei Tacho Zuständige. Hierbei handelt es sich meistens um Freiwillige.
Hier komme ich ins Spiel. Ich bin seit einigen Tagen mit einem anderen Mädchen zusammen, Fran heisst sie, Cordinador eines Komitees. Luchando por mi hogar.

Die ganze Arbeit läuft nun wie folgt ab:
Eigentlich sollte es jede Woche sogenannte „Mesas de Trabajo“ geben. Am Anfang wusste ich nicht, was das ist und dachte es würde sich um eine „Arbeits-Messe“ handeln.:-) Mir sind schon öfter Verwechselungen von Wörtern unterlaufen. Ich dachte beispielsweise, dass „Calidad“, was „Qualität“ bedeutet, „Wärme“ ist. Da „warm“ „caliente“ heisst. Aber zurück zum Thema. Bei den Mesas de Trabajo handelt es sich um Meetings also genau übersetzt „Tische der Arbeit“. Zu diesen finden sich das Komitee des Campamentos und die Freiwilligen von Techo zusammen. Hier kann die Gemeinschaft Bitten an Techo stellen und Techo genauso an die Gemeinschaft.
Ein weiteres Beispiel: Ich soll ab nächstem Jahr einen Englisch Kurs führen. Jedoch kann ich nicht einfach ins Campamento stapfen und sagen: So Leute, wir machen das jetzt! Ich muss zuerst zur Mesa de Trabajo und mein Anliegen vorstellen. Danach wird es dort diskutiert. Der nächste Schritt ist dann, dass dieser Vorschlag bei einer Assamblea, also einer Versammlung, mit dem ganzen Campamento vergestellt wird und hier kann das Campamento dann sagen „Hit oder Niete“, wie oft der Kurs stattfinden soll und für wen. So sieht der Arbeitsablauf eigentlich immer aus. Das Ganze ist also ganz schön langwierig.

Ein weiteres Anliegen von Techo sind die „Refozamientos“, welche jeden Samstag stattfinden. Dabei handelt es sich eigentlich um einige Stunden, in welchen man den Kindern des Campamentos bei ihren Hausaufgaben hilft. Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass kaum ein Kind, oder eher gar keins, seine Hausaufgaben mitbringt und somit eigentlich kaum wirklich gearbeitet, sondern viel mehr mit den Kindern gespielt oder gebastelt wird.
Momentan zum Beispiel gibt es eigentlich eine Übung zum Recycling im Campamento, da kaum drauf geachtet wird. Überall liegt Müll und die Idee war es, die Kinder mehr dafür zu sensibilisieren. Leider wurde bis jetzt nur mit Plastik-Flaschen gebastelt, aber nicht so richtig der Hintergrund oder Sinn des Ganzen erklärt.

Techo arbeitet jedoch nicht nur mit Kindern, sondern auch mit Erwachsenen zusammen. Diese können Anträge für Kurse stellen. Ich habe beispielsweise bei einem Kochkurs und einem Handarbeitskurs mitgewirkt, welche nun abgeschlossen sind. Für diese Kurse wird eine Gebühr von ca. 3 Euro erhoben. Die Kurse sollen den Menchen dabei helfen ihre Fähigkeiten zu entwickeln um besser Arbeit zu finden. Sie bestehen immer aus 17-21 Einheiten. Wenn man mehr als 2mal fehlt, wird man rausgeschmissen. Am Ende erhalten alle eine Urkunde. Diese wird für beide Kurse letzte Woche Donnerstag überreicht.

Ebenfalls versucht Techo sogenannten Micro Impresarios, also Kleinunternehmen, zu helfen. Damit habe ich jedoch bis jetzt keine Erfahrungen gemacht.

Die alljährlichen Trabajos de Verano und Invierno sind ein weiteres Gross-Projekt von Techo. Hierbei handelt es sich um einwöchige Arbeiten im Sommer und Winter. Davon gibt es jeweils zwei. Einmal Universitarios, also für Studenten, und Secundarios für Schüler. Im Januar geht es los. Bei den Secundarios werden um Temuco herum Media Aguas, sogennante Überganshäuser auf dem Land gebaut. Die Universitarios bleiben in unserer Region und werden beispielsweise Wassertanks, Bäder und Toiletten bauen. Die Trabajos sind vom 5.-13. und vom 16.-23. Januar. Alle Voluntarios schlafen in Schulen und arbeiten jeden Tag gemeinsam mit der Community zusammen.
Im Januar kann ich dann wahrscheinlich mehr dazu sagen.

Meistens gibt es um die ganzen gross Projekte herum viel Artbeit und danach eine Flaute. Für die TDVs bin ich beispielsweise im Komitee fuer das Essen. Dafür mussten wir uns an einige Supermärkte wenden und dort darum bitten, uns in den Supermarkt stellen zu dürfen um die Menschen darum zu bitten, dass sie etwas Essen spenden.
Leider läuft dieses Jahr anscheinend alles nicht so rund. Bis jetzt gibt es kaum Freiwillige für die TDVs, bis jetzt hat sich noch kein Supermarkt dazu bereit erklärt, uns seine Tuüren zu öffnen und das Geld ist auch noch nicht zusammen.

Kritik an Techo:
Leider muss ich sagen, das ich einige Kritik an der Arbeitsweise von Techo habe. Dazu sollte jedem klar sein, und das ist es den meisten wahrscheinlich auch, dass in anderen Ländern auch anders gearbeitet wird, als in Deutschland.
So arbeiten die Menschen hier meist länger, schaffen jedoch deutlich weniger. Die Arbeit ist nicht sehr effektiv und kaum durchgeplant. Ein Beispiel: Um Spenden für die TDVs zu sammeln, soll ein Abendessen veranstaltet werden. Dafür müssen Einladungen verkauft werden. Das viel ihnen jedoch erst eine Woche vorher auf. Demnach wurden auch kaum Einladungen verkauft. Die meisten Dinge werden einen Tag vorher geplant und gehen demnach oft in die Hose. Die Mitarbeiter waschen ihre Hände dann meist in Unschuld, da die Voluntarios ja dafür verantwortlich waren.
Es hapert oft an Kommunikation und Planung. Und das ist ziemlich frustrierend, weil vieles von dieser Arbeit abhängt.

This entry was written by Clara and published on 22. Dezember 2014 at 11:06. It’s filed under Chile. Bookmark the permalink. Follow any comments here with the RSS feed for this post.

One thought on “TECHO- die Dritte

  1. Monika on said:

    Liebe Clara,
    ich habe Deinen Bericht mit Interesse gelesen.
    Es scheint wirklich ein bisschen drunter und drüber zu gehen bei Techo. Aber trotzdem gibt es bestimmt auch funktionierende Aktionen und im Ergebnis ist es, glaube ich, schon gut, dass es solche Organisationen wie Techo gibt.
    Mit unserer sprichwörtlichen deutschen Gründlichkeit wird man da wahrscheinlich nicht weiter kommen, sondern muss sich irgendwie den Gegebenheiten anpassen und sich dann daran erfreuen, dass doch etwas funktioniert.
    Auf jeden Fall werden die Volontarios gebraucht! Während ich dies schreibe, bist Du ja schon in Temuco bei dem Sommerprojekt und ich bin mal gespannt was Du später davon berichtest.
    Weiter gutes Gelingen!
    Mama

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert